Die jüngsten Erkenntnisse des Bundes, basierend auf Telefonumfragen, beleuchten die Beweggründe hinter dem Kirchenaustritt. Der prominenteste Grund für den Austritt aus der evangelisch-reformierten Kirche ist der fehlende Glaube, der über ein Drittel der Austritte erklärt. Bei der katholischen Kirche hingegen sind 37 Prozent der Austritte auf Uneinigkeit mit öffentlichen Stellungnahmen zurückzuführen, insbesondere in Bezug auf Themen wie die Rolle der Frauen und die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Ein weiterer häufig genannter Grund für den Austritt ist das Bestreben, Steuern zu sparen. Während bei der reformierten Kirche öffentliche Stellungnahmen mit 20 Prozent der zweithäufigste Grund sind, beträgt dieser Anteil bei der katholischen Kirche lediglich etwa 10 Prozent. Diese Diskrepanz könnte auf unterschiedliche Haltungen der Kirchen zu kontroversen gesellschaftlichen Fragen zurückzuführen sein.
Fehlender Glaube, Uneinigkeit mit öffentlichen Stellungnahmen und finanzielle Überlegungen
Der Zeitabstand zwischen den Erhebungen beträgt fünf Jahre, und trotzdem zeigen sich kaum Veränderungen in den Beweggründen für den Kirchenaustritt. Dies legt nahe, dass die Kirchen bisher nur begrenzten Einfluss darauf hatten, die Gründe für den Austritt zu beeinflussen.
Eine Analyse der Daten zeigt auch, dass es deutliche Unterschiede in den Beweggründen für den Kirchenaustritt nach Altersgruppen gibt. Während jüngere Menschen häufig angaben, nie einen Bezug zum Glauben gehabt zu haben, waren ältere Menschen oft mit den öffentlichen Stellungnahmen ihrer Kirche unzufrieden. Menschen mittleren Alters nannten am häufigsten finanzielle Überlegungen als Grund für ihren Austritt.
Das soziale und geografische Umfeld spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für einen Kirchenaustritt. Jüngere Menschen, Männer, Stadtbewohner, unverheiratete Paare, kinderlose Personen und Menschen mit höherem Bildungsniveau sind eher geneigt, aus der Kirche auszutreten. Im ländlichen Raum hingegen bleibt die Bindung zur Kirche stärker, und die Austrittszahlen sind niedriger, was teilweise auf einen engeren Kontakt zur Kirche und die Aufrechterhaltung von Traditionen zurückzuführen ist.
Im Jahr 2023 verzeichneten sowohl die römisch-katholische als auch die evangelisch-reformierte Kirche deutlich mehr Austritte als im Vorjahr. Besonders auffällig war dieser Anstieg nach der Veröffentlichung von Berichten über Missbrauch in der katholischen Kirche, was in der Schweiz ähnliche Reaktionen wie in anderen Ländern hervorrief. Die Ergebnisse dieser Berichte lösten bei vielen Menschen, die bereits über einen Austritt nachgedacht hatten, den entscheidenden Impuls aus. Spezifisch zur zu den Reformierten Kirchen im Kanton Luzern ist hier der Anstieg der Kirchenaustritte genaueres beschrieben.
Das Medienportal "kath.ch" spricht betreffend Austritte nach der Missbrauchstudie von einem Massenexodus. Demnach hat die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Aargau bei einer Umfrage unter den Aargauer Kirchgemeinden festgestellt, dass sich im Kanton Aargau bezogen auf den Monat September die Austritte aus der Kirche mehr als vervierfacht haben.